Pferde verstehen

Mit Ach­tung und Respekt Ver­trau­en herstellen
Susanne Kreuer

Inhalt

“Mit Ach­tung und Respekt Ver­trau­en her­stel­len” — so heißt der voll­stän­di­ge Titel des Buchs von Susan­ne Kreuer.

Das Vor­wort von Bernd Hackl lässt nicht unbe­dingt ver­mu­ten, dass man ein “Pfer­de­buch” in der Hand hat, son­dern spie­gelt ein­fach eine Lebens­wei­se wider … und genau das ist es, was Mark Rashid auch mit “Hor­se­m­anship through life” beti­telt hat.

Susan­ne Kreu­er beschreibt in den ers­ten Kapi­teln fun­diert das Ver­hal­ten wild leben­der Pfer­de und erläu­tert anschau­lich, wie schwie­rig und ang­st­ein­flö­ßend man­che Auf­ga­ben sein kön­nen, die wir den Pfer­den stellen.

Eben­so viel­fäl­tig beschreibt sie die Sin­nes­wahr­neh­mung eines Pfer­des und lenkt unse­re Auf­merk­sam­keit dar­auf, war­um z.B. die Roll­kur nicht nur eine phy­si­sche, son­dern auch eine psy­chi­sche Fol­ter für Pfer­de ist. Beson­ders bedan­ken möch­te ich mich bei der Autorin für  fol­gen­de Fest­stel­lung in die­sem Kapi­tel: “JEDE FORM VON ARGLISTIGER TÄUSCHUNG IST DER NATUR DER PFERDE UND IHREM WESEN ABSOLUT FREMD. HEIMTÜCKE UND WIDERSPRÜCHLICHE HANDLUNGEN SIND REIN MENSCHLICHE EIGENSCHAFTEN.” Wir ver­mensch­li­chen die Pfer­de stän­dig und bil­den uns sogar ein, dass Pferd will uns absicht­lich ärgern. Pfer­de KÖNNEN so etwas gar nicht. Sie sind von Grund auf ehr­lich. Im Gegen­satz zu uns Menschen.

Susan­ne Kreu­er erklärt im nächs­ten Kapi­tel über die Evo­lu­ti­on des Pfer­des, wie sich bestimm­te kör­per­li­che und ver­hal­tens­tech­ni­sche Merk­ma­le über Jahr­tau­sen­de ent­wi­ckelt haben. Es folgt eine aus­führ­li­che Abhand­lung über Kom­mu­ni­ka­ti­on. U.a. geht es dabei um die Tat­sa­che, dass das Pferd in jedem Moment unse­re Stim­mung liest und wir dadurch ohne Unter­lass dem Pferd Signa­le sen­den. Ich kann das bestä­ti­gen … mein Pferd Pep­per z.B. hat einen so fei­nen Sinn für mei­ne Stim­mung, dass er schon weiß, dass es mir schlecht geht, bevor es mir selbst bewusst wird.

Auch in den nächs­ten Kapi­teln, wo es um Lern­ver­hal­ten und Moti­va­ti­on, Ver­trau­en und Kom­mu­ni­ka­ti­on geht, beschreibt Susan­ne Kreu­er wun­der­bar und ver­ständ­lich und nach­voll­zieh­bar, was Pfer­de wirk­lich brau­chen und was NICHT. Sehr schön fin­de ich ihre Ein­stel­lung zum inten­si­ven Imprint-Trai­ning mit neu­ge­bo­re­nen Foh­len, dem auch ich sehr kri­tisch gegen­über stehe.

Im Kapi­tel über Erzie­hung und Trai­ning schreibt die Autorin sehr tref­fend: “Jeder Umgang mit dem Pferd hat immer einen aus­bil­den­den und erzie­he­ri­schen Cha­rak­ter.” Die Autorin beschreibt in die­sem Teil des Buches die Wich­tig­keit, jeden Mensch und jedes Pferd indi­vi­du­ell zu betrach­ten — es gibt näm­lich nicht DIE Trainingsmethode.

Im Kapi­tel über Pro­ble­me zwi­schen Mensch und Pferd schil­dert sie bei­spiel­haft typi­sche “Ver­hal­tens­pro­ble­me” und zeigt Lösungs­vor­schlä­ge auf. Sie weist aus­drück­lich dar­auf hin, dass eigent­lich immer der Mensch das Pro­blem ist und mit the­ra­piert wer­den muss — nicht das “Pferd muss repa­riert werden”.

Die Fotos in dem Buch sind alle­samt pri­va­ter Natur und zei­gen ver­schie­de­ne Pfer­de z.T. mit ihren Men­schen dazu und pas­sen wun­der­bar ins Thema.

Fazit

Susan­ne Kreu­er schreibt mit gro­ßer Ehr­lich­keit und aus vol­lem Her­zen — sie steht hin­ter jedem ein­zel­nen Satz und man spürt ihre lie­be­vol­le Zunei­gung und ihr Ver­ständ­nis für Pfer­de. Zudem ist das Buch sehr fun­diert und gut recherchiert.

“Pfer­de ver­ste­hen” von Susan­ne Kreu­er, erschie­nen 2013 beim Ibi­dem-Ver­lag für 22,00 €