Die kommentierte H.Dv.12
Inhalt
Die gute, alte Heeresdienstvorschrift von 1937 (letzte Fassung) — ist sie tatsächlich noch wegweisend für unsere heutige Reiterei?
Was ist eigentlich die H.Dv.12? Und warum wird sie von Dr. Heuschmann und Oberst a.D. Ziegner kommentiert? Das erklärt der Oberst im Vorwort: “Die H.Dv.12 ist in ihrer Kürze und Klarheit ein Musterbeispiel militärischer Ausdrucksform. Sie zu argumentieren grenzt an Anmaßung. Dennoch sollen nachfolgend hier und da Details oder Zusätze beigefügt werden, um das Geschriebene im Sinne der Lehre noch mehr zu verdeutlichen.”
Die Heeresdienstvorschrift war eine Anweisung für die Grundausbildung berittener Truppen in Deutschland. Ihre korrekte Ausführung war und ist noch heute die unabdingbare Voraussetzung für jede erfolgreiche Leistung in verschiedenen Reitsportdisziplinen.
Warum? Ganz einfach: Soldatenpferde waren die Lebensversicherung für ihre Reiter im Krieg — sie mussten verlässlich, klar im Kopf und körperlich absolut fit sein und möglichst lange durchhalten. Mit Hilfe der H.Dv.12 wurden sie auf diesen extremen Einsatz im Krieg systematisch vorbereitet.
Natürlich befinden wir uns heute nicht mehr in der Situation, mit dem Pferd in den Krieg ziehen zu müssen — allerdings wünschen wir uns alle ein Pferd, das physisch und psychisch in bester Verfassung ist und auf welches wir uns zu 100 % verlassen können.
Nun denn — hier ist die Anleitung dafür!
In der H.Dv.12 wird beschrieben, wie die jungen Remonten Schritt für Schritt zu sprichwörtlich bombensicheren Reitpferden ausgebildet werden. In jeder Phase steht das Wohl des Pferdes absolut im Vordergrund. Die Kommentare der Herren Heuschmann und Ziegner schlagen die Brücke zur heutigen Reiterei und verdeutlichen noch einmal, wie schädlich jegliche Abkürzungen bei der Pferdeausbildung sind — wie z.B. das Pferd zu früh in eine vermeintliche Anlehnung reiten zu wollen, bevor die Losgelassenheit des Pferdes in allen Gangarten gewährleistet ist. Leidenschaftlich setzen die beiden Herren sich für die korrekte Pferdeausbildung ein (Zitat: “Es gibt nur EIN RICHTIGES REITEN”), wobei Herr Ziegner im Oktober 2016 leider verstorben ist.
Dr. Gerd Heuschmann — wohl jedem bekannt als Autor des Buches “Finger in der Wunde” — schreibt in dem Buch ganz deutlich: “Die allgegenwärtige grobe Handreiterei muss zur Ausnahme und nicht zur Regel werden.”
Ganz deutlich weist die H.Dv.12 darauf hin, dass bei jungen Pferden in der Grundausbildung AUF GAR KEINEN FALL Einfluss auf die Kopf-Hals-Haltung genommen werden darf. Tut der Reiter dies doch, kann es nicht zur Losgelassenheit kommen und auch nicht zum taktreinen Gang unter dem Reiter .… und dies sind nun mal die ersten beiden Punkte der klassischen Ausbildungsskala.
Oberst a.D. Ziegner beschreibt zudem auch noch das seiner Meinung nach höchst effiziente Hangbahntraining mit dem Pferd und beide Autoren heben immer wieder die Immense Bedeutung des Geländetrainings für Pferde hervor.
Fazit
Jeder Reiter oder zumindest jeder Ausbilder sollte mit den Inhalten der H.Dv.12 vertraut sein und sich danach richten. Manche Inhalte haben heute natürlich keine Relevanz mehr, z.B. das Thema Truppendienst und “nichtpferdeberechtigte Oberleutnante” und einige Inhalte, z.B. die vorübergehende Verwendung von Hilfszügeln, ist mittlerweile überholt — dennoch: Was die Grundausbildung des Pferdes betrifft, haben wir hier ein goldenes Regelwerk vorliegen!
“Die kommentierte H.Dv.12” erschienen im Kosmos-Verlag (Edition WuWei) 2017