Bodenarbeit

50 Übun­gen an Half­ter, Kapp­zaum und Trense
Cathrin Flößer

Inhalt

Das Buch beginnt mit einer kur­zen Ein­lei­tung, war­um Boden­ar­beit sinn­voll ist und wel­ches Equip­ment wann Sinn macht. Die ver­schie­de­nen Zäu­mun­gen und deren Wir­kung wird schön und aus­führ­lich erklärt. Danach geht es um die geis­ti­gen und kör­per­li­chen Vor­aus­set­zun­gen des Pfer­des, die für die Boden­ar­beit wich­tig sind … und hier bin ich über einen Satz gestol­pert, der lei­der nicht nur falsch ist, son­dern auch gefähr­lich für alle, die es nicht bes­ser wis­sen. Die Autorin behaup­tet auf S. 55: “Das Pferd baut sei­ne Reit­pfer­de­mus­ku­la­tur immer in der Kur­ve auf, vom Gera­de­aus­lau­fen im Gelän­de bekommt es zwar eine gute Grund­kon­di­ti­on, nicht aber die not­wen­di­ge Mus­ku­la­tur”. Autsch!!!! Zahl­rei­che Exper­ten der Pfer­de-Ana­to­mie sagen genau das Gegen­teil, z.B. Kath­rin Möl­ler im Buch “Deh­nungs­hal­tung”: Der Rumpf­tra­ge­ap­pa­rat wird in der Deh­nungs­hal­tung im Trab am bes­ten trai­niert, der CTÜ darf nicht dau­er­haft kom­pri­miert wer­den (wie es bei stän­di­ger Bie­ge­ar­beit der Fall ist). Sogar in der Klas­si­schen Reit­leh­re gem. der Pra­xis der H.Dv. 12 steht geschrie­ben, dass mit dem ange­rit­te­nen Pferd zunächst nur gera­de Lini­en gelau­fen und gerit­ten wer­den sol­len und Zir­kel erst nach eini­gen MONATEN der Aus­bil­dung vor­sich­tig dazu kom­men. Auch Dr. Gerd Heu­sch­mann und Bar­ba­ra Wel­ter-Böl­ler wei­sen in ihren Büchern und Vor­trä­gen dar­auf hin, dass zunächst die zwang­lo­se Vor­wärts-Abwärts-Hal­tung wich­tig ist und man bloß nicht zu viel bie­gen und stel­len soll­te, da “Bie­gung ziem­lich schnell zur Ermü­dung der Mus­ku­la­tur führt — das Pferd kann dann nicht län­ger gebo­gen gehen, son­dern wird sich ver­wer­fen oder nach außen drän­gen” (Zitat B. Wel­ter-Böl­ler “50 Irr­tü­mer in der Pferdeausbildung”).

Bei den 50 Übun­gen im Buch gibt es zwi­schen­durch Gott sei Dank auch Sequen­zen, in denen das Pferd auf einer gera­den Linie läuft, aber größ­ten­teils bewegt das Pferd sich auf mehr oder weni­ger engen Zir­keln und Vol­ten. Zum Teil sind die Übun­gen wirk­lich schön und sinn­voll — aller­dings gibt es kei­ne Übung ohne Boden­hin­der­nis­se. Hier hät­te ich mir mehr Varia­tio­nen gewünscht.

Gut fand ich die grund­sätz­li­chen Gedan­ken zum Stel­len und Bie­gen und wann ich wel­chen Zaum dafür ein­set­ze. Auch denkt die Autorin abso­lut pfer­de­freund­lich — gera­de dar­um fin­de ich es scha­de, dass sug­ge­riert wird, dass ein Pferd unbe­dingt stän­dig auf gebo­ge­nen Lini­en lau­fen muss.

Fazit

Grund­sätz­lich sind die Übun­gen im Buch sehr krea­tiv und gut umsetz­bar und sehr gut erklärt. Auf­grund der über­trie­be­nen “Kur­ven­ar­beit” wür­de ich die­ses Buch jedoch nicht empfehlen.

Cath­rin Flö­ßer, “Boden­ar­beit”, erschie­nen 2020 im Ver­lag Müller-Rüschlikon